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Max und die Anderen

Dokumentarfilm, 78min, AT, D, UKR 2014


Max und die Anderen

Berlin. Max ist 61. Er hat viel Sex. Sex mit Escortkunden. Sex mit Freunden. Sex mit seinem 25 Jahre jüngeren Liebhaber Dima. Und Sex mit seinem alten Freund Jan. Sie alle kommen regelmäßig im Spielzimmer seiner Kreuzberger Wohnung vorbei. Dass Max HIV positiv ist, versteckt er dabei vor niemandem. Heute macht er ohnehin nur noch safen Sex. Für Dima, der selbst HIV negativ ist, ist das kein Problem. Ihm gefällt die sexuelle Freizügigkeit ihrer offenen Beziehung. Dima lebt in Kiew und kommt immer wieder mal auf Besuch nach Berlin. Da kann er seine Homosexualität und seine sexuellen Vorlieben ausleben ohne sich verstecken zu müssen.

Bei Max ist immer was los. Ist Dima gerade nicht auf Besuch oder kein Kunde da, stellt er Gummipeitschen aus alten Fahrradschläuchen her oder rührt Gleitmittel auf Vorrat nach eigenem Rezept an. Auch das Spielzimmer benötigt viel Arbeit. Damit kein Chaos entsteht, bedarf es seiner geregelten Ordnung. Aber die ist für den ehemaligen Oberleutnant ohnehin oberstes Gebot. Die Aufhängungen der selbst entworfenen Sexschaukel müssen regelmäßig justiert, der Stahlkäfig gereinigt und die Spielsachen sortiert werden. Das Spielzimmer gegen ein ordentliches Schlafzimmer einzutauschen, kommt für Max nicht in Frage. Da schläft er schon lieber im Wohnzimmer.

Das Leben von Max verläuft in geordneten Bahnen. Doch als Dima wieder einmal auf Besuch in Berlin ist, wird der geregelte Alltag völlig unerwartet von der schockierenden Diagnose einer Routineuntersuchung erschüttert. Die heile Welt von Max gerät aus den Fugen. Es beginnt eine Reise zwischen Ärztezimmern und Ausländerbehörden, zwischen Berlin und Kiew. Zwischen Familienküchen, in denen Sprachlosigkeit und Unsicherheit herrschen, und dem sicheren Sexspielzimmer brandet eine unausgesprochene Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Geborgenheit auf. Die Grenzen einer Parallelwelt tun sich auf, deren Selbstversicherung in der Abgrenzung und daraus entstehenden Einsamkeit zu bestehen scheint.

Max 

Max Finger wird 1952 in Bad Wildungen, Hessen geboren. Er wächst mit drei Geschwistern in Löhlbach auf. Seine Eltern betreiben die lokale Poststelle im Ort. Nach erfolgreichem Abiturabschluss tritt er in den frühen Siebziger Jahren seine Bundeswehrzeit in Kassel an. 1975 beginnt er ein Pädagogikstudium an der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg. Während des ersten Studienjahres entschließt Max sich zum Coming-out. Nach zwei Jahren bricht er das Studium ab und geht zurück zur Truppe, für die er als Ausbildungsleiter von Rekruten bis zum Anfang der 80er Jahre in Münster dient. Sein letzter offizieller Dienstgrad ist Oberleutnant. 1980 zieht er wieder nach Hamburg und macht eine Umschulung zum Reiseverkehrskaufmann. Nach dreijähriger Ausbildungszeit nimmt er eine Stelle als Innendienst-Sachbearbeiter bei einer Versicherungsgesellschaft an. 1995 wird bei ihm eine HIV-Infektion diagnostiziert. Vier Jahre später geht er 1999 aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen in Frührente. Ein Jahr später zieht er nach Berlin um, wo er heute noch lebt.

Dima

Dmytro Lisnychyi wurde 1976 in Kiev, Ukraine geboren. Er wächst mit seinen Eltern und seiner Schwester auf. Nach erfolgreichem Abitur beginnt er 1993 sein Studium der Ukrainischen Sprache und Literatur an der Nationalen Pädgogischen Dragomanov Universität in Kiew, das er 1998 erfolgreich abschliesst. In den folgenden zwei Jahren arbeitet er als Assistent an der Abteilung für Ukrainische Philologie und entschliesst sich 2000 für ein PHD Studiums für ukrainische Sprache. Neben seinem Studium arbeitet Dima als freier Journalist und Redakteur für das lokale Radioprogramm der Nationalen Kiewer Rundfunkgesellschaft. Nach erfolgreichem Studienabschluss beginnt er 2007 eine Stelle als Redakteur im Übersetzungsbüro von MTV Ukraine. 2008 reist er das erste Mal nach Berlin. Nach mehreren Berlinbesuchen zieht er im März 2012 in die deutsche Hauptstadt.

Jan

Jan Grosser wurde 1963 in Kiel geboren. Nach seinem Abitur und einem langen USA Aufenthalt, beginnt er 1988 ein Medizinstudium an der Universität Hamburg. Während seiner Studienzeit arbeitet er als Krankenpfleger und absolviert mehrere medizinische Praktika. Nach erfolgreichem Abschluss seines Medizinstudiums beginnt er als Praktikumsarzt in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Moabit zu arbeiten. 1996 wird bei ihm eine HIV-Infektion diagnostiziert. Er beginnt noch im selben Jahr mit einer Therapie. Ein Jahr später zieht er nach London wo er in verschiedenen Krankenhäusern als Assistenzarzt tätig ist. Im Jahr 2005 absolviert er seine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und ist in den Folgejahren als leitender Facharzt tätig. Aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen, ausgelöst durch eine Hirntuberkulose im Jahr 2000, reduziert er auf Teilzeit und ist am Aufbau eines Behandlungsnetzwerkes für schwere psychische Störungen und Suchterkrankungen in London tätig. 2011 zieht er nach Berlin und beendet aufgrund zunehmender gesundheitlicher Einschränkungen seine ärztliche Tätigkeit. Heute lebt Jan in Berlin, Schöneberg und arbeitet als freiberuflicher Fotograf.

Regie, Kamera & Schnitt:  Richard Rossmann
Produktion: Richard Rossmann Filmproduktion
Dramaturgische Beratung: Louise East
Sound & Mix: Mario Dancso
Postproduktion: Thomas Zipf
Musik: youguysmusic & Pascal Briggs
Mit freundlicher Unterstützung:
Deutsche Aidshilfe E.V.
Nationales Committee für TB und HIV Prävention (CCM) der Ukraine
HIV Präventionscenter Kiev, Ukraine

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