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Tagaus, Tagein

Dokumentation, 80 min, AT 2012


Tagaus, tagein

"Der Tag an dem ich aufhöre, bin ich tot."

Seit dem Tod meines Großvaters 1958 führt meine Großmutter Thresl den Harhamhof. Tagaus, tagein. Nächsten April wird sie 100 Jahre alt. Immer noch erledigt sie die meisten Arbeiten selbst. Den Sommer in Harham mag sie gern, da macht die Arbeit mehr Freude als in den nicht enden wollenden Wintermonaten. Mit der Sense mäht sie die Wiesen rund um das Wirtshaus und staffelt das Holz für die kalte Jahreszeit.

Dazwischen kümmert sie sich um ihre Gäste. Viele von ihnen kommen täglich
auf ein paar Bier, ein „Schnapserl“ oder für ihre berühmten „Kasnocken“ vorbei. Zeit zum Ausruhen bleibt da wenig, aber die will sie ohnehin nicht. „Ich bin froh über die Bewegung. Der Tag an dem ich aufhöre zu arbeiten, bin ich tot.“ Nichts wäre für meine Großmutter schlimmer, als in ein Altersheim zu müssen, weil die Jungen keine Zeit für die Alten haben.

Selbstbestimmt war das Leben von Thresl schon immer, doch dafür musste sie hart kämpfen. Vor allem die Jahre nach dem frühen Tod ihres Mannes waren geprägt von harter Arbeit. Erneute Heiratsanträge lehnte sie trotzdem alle ab - „Ich lasse mir von niemandem mehr dreinreden.“ Damals lasteten auf dem Betrieb Schulden, die Landwirtschaft brachte gerade das Notwendigste ein um sich und ihre zwei Kinder durchzubringen. Die mussten damals beide früh mit anpacken um die verloren gegangene Arbeitskraft des Vaters zu ersetzen. Erst mit dem Ausbau der Strasse kamen mehr Gäste zum Essen und Übernachten. Von da an ging es allmählich bergauf.

Aber kämpfen muss sie auch heute noch. Nicht allen gefällt die Art und Weise, wie sie den Harhamhof führt. Manch einem ist es da zu „altmodisch“, einfach zu wenig modern. So wie auch ihrem Sohn Hans, der sie seit Jahrzehnten zur Übergabe des Hofes drängt. Mit ihrer Willenskraft stellt sich meine Großmutter über die Konventionen unserer Gesellschaft, wie man mit alten Menschen umgeht. Für die Gäste bleibt sie die Herrin einer zeitlosen Welt.

Thresl Handl

Thresl kam am 21. April 1912 als geborene Deutinger am Poltenhof, einem Bauernhof in Pfaffenhofen, zur Welt. Pfaffenhofen ist ein kleines Bauerndorf am Fuße des Steinernen Meer und gehört zu Saalfelden. Dort wuchs Thresl mit ihren Eltern und ihren beiden Geschwischtern Moidei und Sepp auf. Vom zur Schule gehen, kannte sie den Handl Hans. Er war der älteste Sohn vom Harhamwirt, einem Bauernhof mit Gastwirtschaft in Harham. Die beiden verliebten sich ineinander. Thresl wurde von Hans schwanger und bekam einen Sohn. Zwei Jahre später heirateten sie am 30. Juni 1938. Seitdem lebt Thresl beim Harhamwirt. Ihr Mann Hans starb am 14. August 1958 im Alter von 48 Jahren. Thresl blieb mit ihren beiden Kindern Maresi und Hans beim Harhamwirt. Sie arbeitete tagaus, tagein um den Bauernhof und die Gastwirtschaft zu erhalten. Geheiratet hat sie nicht mehr. Heute ist Thresl 99 Jahre alt und bewirtschaftet noch immer den Harhamwirt.

Maria Bichler

Maria auch „Moidei“ genannt, kam am 8. März 1907 als geborene Deutinger am Poltenhof in Pfaffenhofen auf die Welt. Sie war die älteste Tochter von der Scheiber Therese, einer Bauerntochter vom Eggerbauern, und dem Deutinger Josef, dem jungen Poltenbauern. Moidei verbrachte ihre Kindheit gemeinsam mit ihren Geschwistern Thresl und Sepp auf dem Poltenhof. Als junges Mädchen spielte sie oft mit dem Simon vom Schützingbauern. Der Schützingbauer ist ein Bauernlehen in Schützing, dem nächstgelegenen Dorf, in dem früher immer die Züge stehen blieben. Als Moidei 16 Jahre alt war, willigte die Mutter in die Hochzeit zwischen ihr und Simon ein. Moidei bekam von ihrem Mann eine Tochter und drei Söhne, einer von Ihnen starb jung bei einem Autounfall. Sie verbrachte ihr ganzes Leben als Schützingbäuerin am Schützinghof. Ihr Mann starb 1993. Moidei wurde 103 Jahre alt. Sie starb nach dreiwöchigem Aufenthalt im Sommer 2010 im Altersheim Farmach in Saalfelden.

Hans Handl

Hans kam am 25. Juni 1937 auf die Welt. Er ist der Sohn von Thresl und Hans Handl vom Harhamwirt. Die ersten 13 Jahre wuchs er bei seiner Großmutter am Poltenhof auf.  Alssein Vater Hans 1950 den Harhamwirt übernahm, kam er vom Poltenhof zum Harhamwirt um bei seinen Eltern zu leben. Mit Siebzehn besuchte er die Landwirtschaftsschule in Bruck. Als sein Vater starb, musste er zu Hause mehr anpacken und gemeinsam mit seiner Mutter Thresl und seiner Schwester Maresi beim Harhamwirt arbeiten. Hans war vor allem für die Landwirtschaft zuständig. 1964 heiratete er seine Freundin Erna. Die ersten 20 Jahre lebten und arbeiteten sie gemeinsam mit Thresl und Maresi beim Harhamwirt. Als sein Onkel Sepp, der damalige Poltenbauer, Ende der 70er Jahre kinderlos starb, bekam Hans den Poltenhof. Er zog mit seiner Frau und seinen 2 Kindern zurück an seinen ersten Heimatort und bewirtschaftete über 40 Jahre den Poltenhof. Heute führt sein Sohn Hans den Poltenhof. Hans senior arbeitet noch heute tagaus, tagein mit.

Maresi Handl

Maresi kam 1948 in Saalfelden auf die Welt. Sie ist die Tochter von Thresl Handl, der ehemaligen Poltenhoftochter und Hans Handl, dem ältesten Sohn vom Harhamwirt. Sie wuchs gemeinsam mit Ihren beiden Eltern und ihrem Bruder Hans beim Harhamwirt auf. Maresi war noch ein junges Mädchen als der Vater im August 1958 starb. Nach seinem Tode mußte die damals Elfjährige tagaus, tagein ihrer Mutter Thresl und ihrem Bruder Hans bei den Arbeiten in der Gastwirtschaft und am Bauernhof zur Hand gehen.In ihrer Freizeit entdeckte Maresi die Liebe zum Skisport. Neben ihrer Arbeit beim Harhamwirt absolvierte sie die Ausbildung zur staatlich geprüften Skilehrerin. In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Mann Richard Rossmann kennen. Sie leitete über 20 Jahre eine Skischule in Kaprun. Bis heute unterstützt Maresi ihre Mutter Thresl bei der Bewirtschaftung vom Harhamwirt.

Regie, Kamera & Schnitt: Richard Rossmann
Produktion: Richard Rossmann Filmproduktion
Dramaturgische Betreuung: Ela Angerer
Sound & Mix: Mario Dancso
Postproduktion: Thomas Zipf
Music: Kiesenhofer Geigenmusik, Franz Egger, Fabian Müller

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